An den Orten die wir besuchen haben wir meist nicht viel Zeit. Von der Frühschicht kommend noch die meisten mit Feierabend gegen 15 Uhr. Dafür müssen wir am nächsten Morgen schon wieder früh los. In Ausnahmefällen können wir auch über den Wechsel von Spätschicht zu Frühschicht einen Tag frei haben, dann machen wir gerne Sightseeing. Zusammenfassend kann man sagen, das Leben ist mit viel Abwesenheit schwer planbar. Dazu kommt Schichtarbeit mit Früh-, Spät- und Nachtschichten. Aber dafür werden wir bezahlt. Gefällt mir persönlich sehr gut :) Der Frachtraum ist meist nicht belüftet, daher liegt die Temperatur bei ca. 0-10 Grad, je nachdem wo das Gepäck verstaut wird. Billiges Gepäck kann sich bei diesen Temperaturschwankungen verziehen, vor allem wenn man öfter in heiße Regionen reist. Bei normalen Koffern egal, aber eine ähnliche Variante des Pull Up Suitcase eines amerikanischen Herstellers hat es erst zwei Monate gepackt bevor das Gestänge nicht mehr ging, war wohl eher für weniger Reisen ausgelegt... Natürlich benutze ich den Koffer auch viel mehr. Trotzdem Mist. #made in Germany lohnt sich. 55 Minuten später sind wir in Hamburg. Von dort fliegen wir zurück nach München, bevor es weiter nach Stockholm geht. Um 13:30 Uhr werden wir schließlich in Stockholm vom Crewbus abgeholt.
Den Rückflug müssen wir zum Glück nicht mehr antreten. Im Hotel angekommen offenbart sich der Hauptgrund für den Kauf eines Pull Up Suitcase. Einfach keine Arbeit mehr. Kein lästiges Aus- und Umpacken, kein Suchen, kein Bügeln. Einfach den Koffer hochziehen, meine Sportsachen schnappen und ab ins Fitnessstudio auf dem Dach des Hotels. Nichts hat sich von seinem Platz bewegt. Was vermutlich nicht einmal die Entwickler selbst wissen, ist eine weitere tolle Zukunft des Koffers. Im oberen Fach ist immer noch etwas Luft, sodass ich meine Pilotenmütze (oder andere Dinge) dort unterbringen kann, ohne dass sie beim Schließen zerdrückt wird. Nach dem Sport und einer kurzen Pause geht es dann zum gemeinsamen Abendessen. Jetzt kommt die Jacke zum Einsatz... draußen sind es nur 2 Grad... Brrr. Wir entscheiden uns für ein Thai-Buffet... nicht sehr landestypisch, aber nach einer Weile kennt man die Küchen der meisten Länder und isst, worauf man Lust hat. Nach dem Abendessen ist dann auch schon wieder Bettzeit. Wir sind leider in der Frühschicht unterwegs und müssen nochmal früh raus... also schlaft gut bis morgen :)
Früh am nächsten Morgen geht es dann wieder los. Außer den Badcube wieder wegzuräumen habe ich nicht viel zu tun. Eine Wohltat zu dieser Tageszeit. Wir fliegen zwar wieder den ganzen Tag, dürfen uns aber heute auf einen Abend in Rom freuen. 24 Grad und Sonne sind angesagt. Nachdem wir also in den Pool gesprungen sind (ratet mal wer zuerst da war^^) sind wir Pizza essen gegangen. Ich weiß… ich weiß… Pizza? Aber italienische Pizza, beste Pizza. Das erzählt mir zumindest Guiseppe der Pizzabäcker jedes Mal, wenn ich bei ihm vorbeischaue.
Genauso geht es die nächsten zwei Tage weiter. Ich bleibe einen Tag im Hotel in Berlin, wie erwartet schüttet es aus Kübeln und sehe mich am Tag darauf noch Paris mit der Crew an. Auch wenn ich schon fast überall war entdeckt man doch immer wieder neue Facetten. Außerdem sind wir sehr selten mit den gleichen Leuten unterwegs, sodass wir immer wieder neue Bekanntschaften machen können. Für meine Nachbarn und Freundin kaufe ich ein paar Macarons, dann lässt es sich besser aushalten, wenn wir zu Hause mal wieder was feiern wollen. Und so neigen sich die fünf Tage langsam dem Ende zu. Es ist 15 Uhr und wir befinden uns im Endanflug auf München. Auch wenn die Tage anstrengend sind, gibt es nichts Schöneres, als den Flieger in den Händen zu halten, den Fahrtwind zu spüren und den Flieger sanft wieder auf den Boden zu bringen im Wissen, dass die Arbeitswoche vorbei ist. Das mag nicht immer gelingen, aber sonst wäre es ja langweilig.
Nachdem uns der Bus wieder zum Terminal gebracht hat, verabschieden wir uns und können endlich ins „Wochenende“ starten, ich habe die nächsten drei Tage frei. Zu Hause angekommen kommt nun noch eine letzte Aufgabe auf mich zu, Koffer auspacken und wieder vorbereiten. Und wieder einmal könnte es kaum einfacher sein. Alte Kleidertüte in die Wäsche, Regal mit fehlendem auffüllen und fertig. Kein Falten, kein Kramen, alles ordentlich geordnet. Viele meiner Kollegen fragen mich immer wieder, ob sich der Preis für diesen Koffer lohnt. Für mich ist die Antwort immer ein sofortiges Ja, aber es lässt sich auch logisch leicht argumentieren. Ich verbrauche normalerweise alle 10-12 Monate einen Koffer. In dieser Zeit werde ich etwa 800 Flüge machen. Selbst ein Geschäftsmann sollte nicht mehr als 100 bekommen. Die einzigen Koffer, die länger gehalten haben, sind Rimova und dieser hier. Und ein Rimova ist eben nicht viel mehr als eine archaische Metallkiste. Stabil, aber ohne jeglichen Nutzen außer dem, wofür er gebaut wurde. Genug geredet, Zeit fürs Wochenende. Das waren also fünf Tage mit einem Piloten. Ich hoffe, Sie haben sie genossen und wir sehen uns bald in der Luft!